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Wassilissa's Blog



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Das war 2010

Geschrieben von Wassilissa , 04 Januar 2011 · 407 Aufrufe
Jahreswechsel
Ich bin überrascht, dass ich doch 24 Stücke gestrickt habe im Jahr 2010. Das sind zwar zwei pro Monat, doch natürlich gibt es dabei etliche Kleinteile, für die ich nur ein paar Tage gebraucht habe (Mützen), manchmal nur ein paar Stunden (Spülis). Anderes hat mich lange gefuchst, etwa meine rote Weste.
Zufrieden bin ich v.a. mit den Kleinteilen. Ich habe dieses Jahr angefangen, Fair Isle richtig zu stricken, und die Socken, die ich so gestrickt habe, mag ich sehr. Gerade habe ich auch ein Paar davon an.
Das Stricken von Spülis war auch was Neues. Es werden sicher nicht ständig neue Spülis entstehen, aber ich verwende sie sehr gern.
Ich bin dieses Jahr eigentlich mit allem recht zufrieden. Am meisten bewährt hat sich:
Arctic Diamond Stole aus dem geerbten Garn von meiner Tante. Ich trage den Schal jetzt im Winter ständig, habe mir in Bremen dazu eine sehr schöne Bernsteinnadel gekauft und eine grüne Winterjacke habe ich auch, sogar eine grüne Handtasche. Ich habe also durch den Schal, dessen Wolle ich mir wohl selbst nicht gekauft hätte, eine ganz neue Farbe in mein Leben gelassen!
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Wolle habe ich dieses Jahr größtenteils in Sonderangeboten gekauft. Somit war ich viel damit beschäftigt, dazu Projekte zu suchen und die dann zu stricken. Dabei kamen aber ganz schöne Sachen raus, v.a. für meine Tochter, etwa ein Kleidchen (Aldi Baumwolle) oder ein Poncho (Aldi Maja). Maja verstricke ich gerade auch nochmal, leider kam heute im großen Stil das Ribbelmonster, dazu beim nächsten Mal mehr.

Und was habe ich gelesen: Jede Menge! 149 Bücher außerberuflich habe ich gelesen und gehört. Seitdem ich auf Librarything dazu eine Datenbank habe, ist das gut nachzuvollziehen. Meine Bücher 2010.

Das Jahr selbst war schön. In der Familie war es ruhig und ohne Aufreger, einfach sehr schön, harmonisch. Das betrifft sowohl meine eigene Familie als auch meine Ursprungsfamilie. Ich bin so froh, dass es meinen Eltern so gut geht.
Beruflich war es turbulent, aber noch bewältigbar. Viele Reisen, Einsätze an anderen Orten, mental die Entwicklung, vielleicht meinen Standort nochmal zu verlassen, Bewerbungen und Vorstellungen, und die damit verbundene Auseinandersetzung, was ich mache, wenn es tatsächlich soweit kommt, dass ich anderwo eine Stelle bekomme.
Meinen Freunden bin ich dieses Jahr nicht allen gerecht geworden. Einzelne Beziehungen haben sich dieses Jahr eher intensiviert, andere habe ich sehr selten gesehen, was größtenteils an den Wohnorten liegt.

Für mich ein Höhepunkt war unsere Reise nach Bremen und v.a. der Besuch des Auswandererhauses in Bremerhaven. Die Thematik des Auswanderns war mir dort sehr nah, u.a. weil ich in der Datenbank dort einen Eintrag über meinen Onkel fand, der nach nur kurzem Aufenthalt in Kanada viel zu früh verstorben ist.
Aber das Thema hat mich seitdem in vielerlei Hinsicht beschäftigt: Heimat. Verlassen der Heimat, Neubeginn, alles Zurücklassen, an allem so sehr hängen, war (und ist) für mich das Thema dieses Jahres.


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Mütze

Geschrieben von Wassilissa , 30 Dezember 2010 · 338 Aufrufe
Mütze
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Eine schnelle Mütze aus Gründl Maja, Nadelstärke 6. 74 Maschen angeschlagen, gestrickt, bestickt, Quaste dran, fertig.


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Im Schnee

Geschrieben von Wassilissa , 29 Dezember 2010 · 605 Aufrufe
Leben
Soeben war ich zwei Stunden langlaufen.
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So viel Sauerstoff ist mein Körper ja gar nicht mehr gewöhnt!
Draußen ist es wunderbar!

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Alles wirkt wie erstarrt, doch wenn man genauer hinschaut, sieht man überall Tierspuren!

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Trotz der klirrenden Kälte wagen sich die Tiere raus. Wo sie wohl jetzt Nahrung finden?
Eine große Gruppe Enten schwamm außerdem im eisigen Wasser herum.

Ich bin nun wieder zu Hause und sitze nach heißem Bad am warmen Ofen. So macht der Urlaub Spaß!


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Jacke aus Aldi Romy

Geschrieben von Wassilissa , 27 Dezember 2010 · 369 Aufrufe
Musterjacke, Aldi Wolle
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Aus 800 gr. Aldi Romy mit Nadeln Nr 4,5
Die Anleitung ist auch online zu finden, es ist Junghans 145/9 Musterjacke.

Hier sieht man die Muster ein wenig aus der Nähe:
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Für weitere Detailfotos verweise ich auf die Ravelry Seite.

Die Muster waren nicht schwer zu stricken oder zu merken, sehen an sich auch gut aus. Die umhäkelten Knöpfe gefallen mir irgendwie. Warm ist das gute Stück auch.
Ich würde die Jacke im Nachhinein wohl etwas verkürzen und weiter machen. Sie ist sowieso schon weiter als in der Anleitung (jeweils ein Rippensatz auf jeder Seite) aber zumachen kann ich sie trotzdem nur mit einem Knopf, sonst klafft das total auf.
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Weihnachten

Geschrieben von Wassilissa , 26 Dezember 2010 · 371 Aufrufe
Mütze, Leben
Danke für die lieben Worte zum Adventskalender! Ich habe gar nicht alle Bücher geschafft, es sind noch einge übrig. Außerdem ist schon wieder was dazu gekommen. Mag sein, dass es also eine Neuauflage geben wird!

Weihnachten war schön, v.a. da wir endlich im neuen Wohnzimmer gefeiert haben, das schon (zumindest gefühlt) seit Jahren im Bau ist. Nun ist es einigermaßen fertig und das Beste: Wir haben einen Ofen mit Backfach darin. Gerade habe ich ein Brot reingeschoben.

Ich habe einiges bekommen, was mir als Strickerin entgegenkommt: Meine Freundin Birgit hat mir ein Nadelkästchen gemacht, das sie als Verpackung in ein ganzes Knäuel Sowo gewickelt hatte- da könnt ihr Euch denken, dass ich lange gewickelt habe. Dazu Nadelenden, sogenannte "Maschenbären". Von meiner Freundin Maria habe ich einen Gutschein aus dem Wollgeschäft bekommen.

Dann nur ein Buch: Von meinem Mann "Schloss aus Glas", auf das ich mich sehr freue!

Ansonsten war Weihnachten sehr weiß - ständig Neuschnee- besinnlich und fröhlich. Und müde. Mich hats sowohl am heiligen Abend als auch gestern richtig zusammen"gehauen".

Gestrickt habe ich bisher wenig. Aber da ich die letzten Wochen durch den Adventskalender nichts vom Stricken gepostet habe, kann ich doch was Neues zeigen:

Erst mal eine einfache Mütze aus Sockenwolle.

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Der Beschenkte hat sie hier in seiner Schreinerwerkstatt auf.
Gestrickt ist sie ala Model 7264 in Regia Journal 611 Classic Styles.
Ich habe allerdings nur 168 Maschen angeschlagen und die gerade Länge 20 cm lang gemacht. Sie sollte nämlich fest sitzen und auf jeden Fall über die Ohren gehen.

Von meiner Jacke, die auch fertig ist, möchte ich noch schönere Fotos mache, bevor ich hier poste.


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24. Türchen: Stricken und die Liebe

Geschrieben von Wassilissa , 24 Dezember 2010 · 571 Aufrufe
Adventskalender, Lesen
Am heutigen 24. Dezember möchte ich allen frohe, gesegnete Weihnachten wünschen, v.a. natürlich allen, denen mein Adventskalender Spaß gemacht hat.
Die letzte Geschichte möchte ich ganz abdrucken. Sie ist aus Selma Lagerlöfs schönem Buch "Die heilige Nacht" und auch in ihren "Christuslegenden" ist sie zu finden.
Die Rahmenhandlung erzählt von der geliebten Großmutter, die stets Strümpfe strickte.


Die Heilige Nacht

Selma Lagerlöf

Als ich fünf Jahre alt war, hatte ich einen großen Rummer. Ich weiß kaum, ob ich seitdem einen größeren gehabt habe. Das war, als meine Großmutter starb. Bis dahin hatte sie jeden Tag auf dem Ecksofa in ihrer Stube gesessen und Märchen erzählt. Ich weiß es nicht anders, als dass Großmutter dasaß und erzählte, vom Morgen bis zum Abend, und wir Kinder saßen still neben ihr und hörten zu. Das war ein herrliches Leben. Es gab keine Kinder, denen es so gut ging wie uns.

Ich erinnere mich nicht an sehr viel von meiner Großmutter. Ich erinnere mich, dass sie schönes, kreideweißes Haar hatte und dass sie sehr gebückt ging und dass sie immer dasaß und an einem Strumpf strickte. Dann erinnere ich mich auch, dass sie, wenn sie ein Märchen erzählt hatte, ihre Hand auf meinen Kopf zu legen pflegte, und dann sagte sie: »Und das alles ist so wahr, wie dass ich dich sehe und du mich siehst.«

Ich entsinne mich auch, dass sie schöne Lieder singen konnte, aber das tat sie nicht alle Tage. Eines dieser Lieder handelte von einem Ritter und einer Meerjungfrau und es hatte den Kehrreim: »Es weht so kalt, es weht so kalt, wohl über die weite See.« Dann entsinne ich mich eines kleinen Gebets, das sie mich lehrte, und eines Psalmverses.

Von allen den Geschichten, die sie mir erzählte, habe ich nur eine schwache, unklare Erinnerung. Nur an eine einzige von ihnen erinnere ich mich so gut, dass ich sie erzählen könnte. Es ist eine kleine Geschichte von Jesu Geburt. Seht, das ist beinahe alles, was ich noch von meiner Großmutter weiß, außer dem, woran ich mich am besten erinnere, nämlich an den großen Schmerz, als sie dahinging. Ich erinnere mich an den Morgen, an dem das Ecksofa leer stand und es unmöglich war zu begreifen, wie die Stunden des Tages zu Ende gehen sollten. Daran erinnere ich mich. Das vergesse ich nie. Und ich erinnere mich, dass wir Kinder hingeführt wurden, um die Hand der Toten zu küssen. Und wir hatten Angst, es zu tun, aber da sagte uns jemand, dass wir nun zum letzten Mal Großmutter für alle die Freude danken könnten, die sie uns gebracht hatte. Und ich erinnere mich, wie Märchen und Lieder vom Hause wegfuhren, in einen langen schwarzen Sarg gepackt, und niemals wiederkamen. Ich erinnere mich, dass etwas aus dem Leben verschwunden war. Es war, als hätte sich die Tür zu einer ganzen schönen, verzauberten Welt geschlossen, in der wir früher frei aus und ein gehen durften. Und nun gab es niemand mehr, der sich darauf verstand, diese Tür zu öffnen. Und ich erinnere mich, dass wir Kinder so allmählich lernten, mit Spielzeug und Puppen zu spielen und zu leben wie andere Kinder auch, und da konnte es ja den Anschein haben, als vermissten wir Großmutter nicht mehr, als erinnerten wir uns nicht mehr an sie.

Aber noch heute, nach vierzig Jahren, wie ich dasitze und die Legenden über Christus sammle, die ich drüben im Morgenland gehört habe, wacht die kleine Geschichte von Jesu Geburt, die meine Großmutter zu erzählen pflegte, in mir auf. Und ich bekomme Lust, sie noch einmal zu erzählen und sie auch in meine Sammlung mit aufzunehmen. Es war an einem Weihnachtstag, alle waren zur Kirche gefahren, außer Großmutter und mir. Ich glaube, wir beide waren im ganzen Hause allein. Wir hatten nicht mitfahren können, weil die eine zu jung und die andere zu alt war. Und alle beide waren wir betrübt, dass wir nicht zum Mettegesang fahren und die Weihnachtslichter sehen konnten. Aber wie wir so in unserer Einsamkeit saßen, fing Großmutter zu erzählen an.

»Es war einmal ein Mann«, sagte sie, »der in die dunkle Nacht hinausging, um sich Feuer zu leihen. Er ging von Haus zu Haus und klopfte an. >Ihr lieben Leute, helft mir!<, sagte er. >Mein Weib hat eben ein Kindlein geboren, und ich muss Feuer anzünden, um es und den Kleinen zu erwärmen! < Aber es war tiefe Nacht, so dass alle Menschen schliefen, und niemand antwortete ihm. Der Mann ging und ging. Endlich erblickte er in weiter Ferne einen Feuerschein. Da wanderte er dieser Richtung zu und sah, dass das Feuer im Freien brannte. Eine Menge weißer Schafe lag rings um das Feuer und schlief und ein alter Hirt wachte über der Herde. Als der Mann, der Feuer leihen wollte, zu den Schafen kam, sah er, dass drei große Hunde zu Füßen des Hirten ruhten und schliefen. Sie erwachten alle drei bei seinem Kommen und sperrten ihre weiten Rachen auf, als ob sie bellen wollten, aber man vernahm keinen Laut. Der Mann sah, dass sich die Haare auf ihrem Rücken sträubten, er sah, wie ihre scharfen Zähne funkelnd weiß im Feuerschein leuchteten, und wie sie auf ihn losstürzten. Er fühlte, dass einer nach seiner Hand schnappte und dass einer sich an seine Kehle hängte. Aber die Kinnladen und die Zähne, mit denen die Hunde beißen wollten, gehorchten ihnen nicht, und der Mann litt nicht den kleinsten Schaden. Nun wollte der Mann weitergehen, um das zu finden, was er brauchte. Aber die Schafe lagen so dicht nebeneinander, Rücken an Rücken, dass er nicht vorwärts kommen konnte. Da stieg der Mann auf die Rücken der Tiere und wanderte über sie hin dem Feuer zu. Und keins von den Tieren wachte auf oder regte sich.«

So weit hatte Großmutter ungestört erzählen können, aber nun konnte ich es nicht lassen, sie zu unterbrechen. »Warum regten sie sich nicht, Großmutter?«, fragte ich. »Das wirst du nach einem Weilchen schon erfahren«, sagte Großmutter und fuhr mit ihrer Geschichte fort. »Als der Mann fast beim Feuer angelangt war, sah der Hirt auf. Es war ein alter, mürrischer Mann, der unwirsch und hart gegen alle Menschen war. Und als er einen Fremden kommen sah, griff er nach seinem langen, spitzigen Stabe, den er in der Hand zu halten pflegte, wenn er seine Herde hütete, und warf ihn nach ihm. Und der Stab fuhr zischend gerade auf den Mann los, aber ehe er ihn traf, wich er zur Seite und sauste, an ihm vorbei, weit über das Feld.«

Als Großmutter so weit gekommen war, unterbrach ich sie abermals. »Großmutter, warum wollte der Stock den Mann nicht schlagen?« Aber Großmutter ließ es sich nicht einfallen, mir zu antworten, sondern fuhr mit ihrer Erzählung fort. »Nun kam der Mann zu dem Hirten und sagte zu ihm: >Guter Freund, hilf mir und leih mir ein wenig Feuer. Mein Weib hat eben ein Kindlein geboren, und ich muss Feuer machen, um es und den Kleinen zu erwärmen.< Der Hirt hätte am liebsten nein gesagt, aber als er daran dachte, dass die Hunde dem Manne nicht hatten schaden können, dass die Schafe nicht vor ihm davongelaufen waren und dass sein Stab ihn nicht fällen wollte, da wurde ihm ein wenig bange, und er wagte es nicht, dem Fremden das abzuschlagen, was er begehrte.

>Nimm, so viel du brauchst, sagte er zu dem Manne. Aber das Feuer war beinahe ausgebrannt. Es waren keine Scheite und Zweige mehr übrig, sondern nur ein großer Gluthaufen, und der Fremde hatte weder Schaufel noch Eimer, worin er die roten Kohlen hätte tragen können. Als der Hirt dies sah, sagte er abermals: >Nimm, so viel du brauchst! < Und er freute sich, dass der Mann kein Feuer wegtragen konnte. Aber der Mann beugte sich hinunter, holte die Kohlen mit bloßen Händen aus der Asche und legte sie in seinen Mantel. Und weder versengten die Kohlen seine Hände, als er sie berührte, noch versengten sie seinen Mantel, sondern der Mann trug sie fort, als wenn es Nüsse oder Apfel gewesen wären.« Aber hier wurde die Märchenerzählerin zum dritten Mal unterbrochen. »Großmutter, warum wollte die Kohle den Mann nicht brennen?« »Das wirst du schon hören«, sagte Großmutter, und dann erzählte sie weiter. »Als dieser Hirt, der ein so böser, mürrischer Mann war, dies alles sah, begann er sich bei sich selbst zu wundern: Was kann dies für eine Nacht sein, wo die Hunde nicht beißen, die Schafe nicht erschrecken, die Lanze nicht tötet und das Feuer nicht brennt? Er rief den Fremden zurück und sagte zu ihm: >Was ist dies für eine Nacht? Und woher kommt es, dass alle Dinge dir Barmherzigkeit zeigen ?< Da sagte der Mann: >Ich kann es dir nicht sagen, wenn du selber es nicht siehst.<

Und er wollte seiner Wege gehen, um bald ein Feuer anzünden und Weib und Kind wärmen zu können. Aber da dachte der Hirt, er wolle den Mann nicht ganz aus dem Gesicht verlieren, bevor er erfahren hätte, was dies alles bedeute.

Er stand auf und ging ihm nach, bis er dorthin kam, wo der Fremde daheim war. Da sah der Hirt, dass der Mann nicht einmal eine Hütte hatte, um darin zu wohnen, sondern er hatte sein Weib und sein Kind in einer Berggrotte liegen, wo es nichts gab als nackte, kalte Steinwände.

Aber der Hirt dachte, dass das arme unschuldige Kindlein vielleicht dort in der Grotte erfrieren würde, und obgleich er ein harter Mann war, wurde er davon doch ergriffen und beschloss, dem Kinde zu helfen. Und er löste sein Ränzel von der Schulter und nahm daraus ein weiches, weißes Schaffell hervor. Das gab er dem fremden Manne und sagte, er möge das Kind daraufbetten. Aber in demselben Augenblick, in dem er zeigte, dass auch er barmherzig sein konnte, wurden ihm die Augen geöffnet, und er sah, was er vorher nicht hatte sehen, und hörte, was er vorher nicht hatte hören können. Er sah, dass rund um ihn ein dichter Kreis von kleinen, silberbeflügelten Englein stand. Und jedes von ihnen hielt ein Saitenspiel in der Hand, und alle sangen sie mit lauter Stimme, dass in dieser Nacht der Heiland geboren wäre, der die Welt von ihren Sünden erlösen solle.

Da begriff er, warum in dieser Nacht alle Dinge so froh waren, dass sie niemand etwas zu Leide tun wollten. Und nicht nur rings um den Hirten waren Engel, sondern er sah sie überall. Sie saßen in der Grotte und sie saßen auf dem Berge und sie flogen unter dem Himmel. Sie kamen in großen Scharen über den Weg gegangen, und wie sie vorbeikamen, blieben sie stehen und warfen einen Blick auf das Kind. Es herrschte eitel Jubel und Freude und Singen und Spiel, und das alles sah er in der dunklen Nacht, in der er früher nichts zu gewahren vermocht hatte. Und er wurde so froh, dass seine Augen geöffnet waren, dass er auf die Knie fiel und Gott dankte.«

Aber als Großmutter so weit gekommen war, seufzte sie und sagte: »Aber was der Hirte sah, das könnten wir auch sehen, denn die Engel fliegen in jeder Weihnachtsnacht unter dem Himmel, wenn wir sie nur zu gewahren vermögen.« Und dann legte Großmutter ihre Hand auf meinen Kopf und sagte: »Dies sollst du dir merken, denn es ist so wahr, wie dass ich dich sehe und du mich siehst. Nicht auf Lichter und Lampen kommt es an, und es liegt nicht an Mond und Sonne, sondern was Not tut, ist, dass wir Augen haben, die Gottes Herrlichkeit sehen können.«






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23. Türchen: Stricken: Den einen freuts, den andern reuts...

Geschrieben von Wassilissa , 23 Dezember 2010 · 479 Aufrufe
Lesen, Adventskalender
Ich möchte den Adventskalender nicht schließen, ohne auf eine die beste literarische Strickerinnen der letzten zehn Jahre hinzuweisen: Molly Weasley!
In den Harry Potter - Büchern von Joanne Rowling ist sie die Mutter von Harrys bestem Freund und strickt ihrer Kinderschar stets Pullis zu Weihnachten. Dieses Motiv zieht sich durch alle Bände und wird immer wieder humorvoll gebrochen. Denn während die Weasley Kinder selbst von der Dauerfürsorge ihrer Mutter, die sich in den Pullis ausdrückt, teilweise entnervt sind, ist Waisenjunge Harry, der auch von ihr bestrickt wird, überwältigt von der Liebe, die ihm von dieser Frau entgegengebracht wird.

Harry Potter ist aus meiner Sicht das Großartigste, was in den letzten Jahrzehnten in der Jugendliteratur, aber eigentlich auch in der Literatur überhaupt, erdacht und geschrieben wurde. Ich würde jedem raten, der sich bisher von Vorurteilen leiten ließ oder vielleicht auch nur die Filme kennt, sich einen Ruck zu geben und die Bücher zu lesen. Alternativ kann man natürlich auch die genialen Hörbücher mit Rufus Beck anhören. Bei mir ist der Funke auch noch nicht gleich mit dem ersten Band übergesprungen, aber spätestens mit dem vierten war ich Fan.


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22. Türchen: Stricken in Damaskus

Geschrieben von Wassilissa , 22 Dezember 2010 · 500 Aufrufe
Adventskalender, Lesen

Rafik Schami

Die dunkle Seite der Liebe
„Azars Mutter tat, was sie konnte, um den Vater mit ein wenig Geld zu unterstützen. Sie stickte arabische Gewänder und Kleider für einen Textilhändler, strickte Pullover, Wollmützen und Schals.“

Azar ist Farids Freund. Seine Familie ist bitter arm.

Sie leben im Damaskus der sechziger Jahre. Rafik Schami, der große syrische Erzähler, webt in seinem monumentalen Roman „Die dunkle Seite“ der Liebe einen unglaublichen, umfassenden Bilderbogen, der eigentlich alles erzählt, was es über Damaskus und die syrische Geschichte des 20. Jahrhunderts zu erzählen gibt.

Prall und überbordend schildert er in vielen vielen Einzelelementen eine Geschichte, die wohl alles auf einmal sein soll.

Zudem und zu allererst ist es aber auch eine Liebesgeschichte. Farid und Rana, die beiden Hauptfiguren, lieben sich unendlich und ihre Beziehung bildet den Rahmen dieses Romans, an ihnen wird exemplarisch alles verdeutlicht, was Schami erzählen möchte.

Dass Rana nicht wirklich stricken kann, ist zum Beispiel ein Problem, denn Rana, die begabte Künstlerin, wird zur Hausfrau reduziert. Verzweifelt ruft sie aus „Ein Elefant kann besser stricken als ich“. In dem Moment, wo es das einzige ist, was eine Frau tun darf, ist Stricken eben auch keine schöne befreiende Beschäftigung, sondern ein weiteres Element des Gefängnisses.

Rana und Farid werden es schaffen, das sei verraten. Doch die vielen Wunden, die ihnen bis dahin geschlagen werden, erscheinen mir fast zu tief, um von Liebe allein geheilt zu werden.

Dennoch ist das Buch in erster Linie positiv, auch witzig, erzählerisch mitreißend und sehr sehr dick und farbig.




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21. Türchen: Stricken beeinflusst das Schicksal

Geschrieben von Wassilissa , 21 Dezember 2010 · 391 Aufrufe
Adventskalender, Lesen
Ich möchte noch auf ein schönes Buch hinweisen, in dem eine wesentliche Episode auch etwas mit Stricken zu tun hat:

Die dreizehnte Geschichte von Diane Setterfield, ein wunderbarer Schmöker!

Es wird ein Kind ausgesetzt und die zukünftige Mutter wird u.a. darum ausgewählt, weil sie so beruhigend strickt.
Unter der Überschrift "Mrs Love wendet die Ferse" (ein schöner Name für die Strickerin) erzählt sie selbst die Geschichte: Wie sie sich bei Socken bisher zweimal verstrickte und beide Male der Empfänger der Socke verstarb, beim dritten Mal aber das Leben, das ausgesetzte Kind, zu ihr kam.
Das Buch ist wirklich schön und diese Geschichte eine schöne Strickgeschichte!


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20. Türchen: Stricken als bewunderte Kompetenz

Geschrieben von Wassilissa , 20 Dezember 2010 · 380 Aufrufe
Adventskalender, Lesen
Keto von Waberer: Schwester

„Meine Schwester denkt sich alle möglichen Geschichten für sie aus. Ich bewundere sie grenzenlos. Sie zeichnet wunderbar. Sie kann stricken.“

Stricken als Sinnbild einer bewunderten Fähigkeit, einer Kompetenz. Die große Schwester kann so viel, ist wunderbar. Und doch demontiert Keto von Waberer in ihrem Buch „Schwester“ ihre eigene bereits verstorbene Schwester.

Diese Beziehung der beiden Schwestern hatte in einer relativ schwierigen Familie viele Funktionen zu erfüllen. Ein echtes Zueinanderneigen wurde dabei mitunter verhindert, zu sehr mussten die Schwestern ihre eigene Rolle, v.a. gegenüber den Eltern, sichern. Andererseits war da aber auch eine unendliche Liebe zwischen den Schwestern, die eine gemeinsame Sprache,gemeinsamen Humor, gemeinsame Erlebnisse teilen.
Diese schwankende Gefühlspalette zwischen dem Bedürfnis nach Abstand und dem unendlichen Mitleid, der Zuneigung, dem Gefühl des Verantwortlichseins, der Freude, schildert die Autorin mit meisterhaft gesetzten Strichen.
Das Buch ist autobiografisch, aber auch allgemeingültig. Es ist schonungslos ehrlich und doch voller Zuneigung und Liebe.








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