Momentan bin ich in ganz Süddeutschland unterwegs, um in Schulklassen Daten für unser Forschungsprojekt zu erheben. Heute morgen bin ich zum Beispiel um halb sechs losgefahren, um um acht in Bobingen zu sein, morgen gehts nach Memmingen, am Mittwoch dann nach Regensburg. Am Nachmittag bin ich dann jeden Tag noch an der Uni- ich habe ja auch noch meine normale Arbeit. Kein Wunder, dass meine Strickprojekte nur langsam vorankommen.
Aber Hörbücher habe ich auf diesen langen Farten viele gehört und weil das ja auch irgendwie zum Stricken passt, hier meine Tipps:
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Ich und Kaminski von Daniel Kehlmann,gelesen vom Autor selbst, ist ein intellektueller Schabernak. Der egozentrische und arrogante Sebastian möchte durch die Biografie des legendären Malers Kaminski selbst berühmt werden. Wie er das anstellt, mit welch hemmungsloser Selbstüberschätzung er auf dem Jahrmarkt der Kunst-Eitelkeiten mitspielt, ist so witzig und pointiert, dass ich im Auto mehrmals laut auflachte. Spannend ist es außerdem und mit drei CDs auch nicht zu lang- ich fands klasse.
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Immensee von Theodor StormDas Hörbuch bot mir die gute Möglichkeit, einmal wieder ein Werk der deutschen Literaturgeschichte kennenzulernen, ohne es selbst lesen zu müssen. Hat mir gefallen.
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Der kleine Bruder von Sven Regenerhat aus irgendeinem Grund auf Amazon nicht so enthusiastische Kritiken bekommen wie die genialen Vorgänger "Herr Lehmann" und "Neue Vahr Süd". Ich kann es nicht nachvollziehen- denn ich fand es hervorragend und hätte noch ewig zuhören können. Natürlich ist es auch viel Nostalgie- die alten Tage der BRD, die alten Tage in Berlin und Kreuzberg, aber es ist auch einfach eine geniale Geschichte. Es rundet die anderen beiden Bücher aufs beste ab. Diese endlosen Schwafel-Dialoge, die dem Alkohol geschuldeten Geistesblitze usw. Ich weiß zwar, dass die Geschichte als Trilogie geplant wurde, ich hätte aber gerne noch einen vierten Teil- denn meine Lieblingsfigur Karl bräuchte aus meiner Sicht noch eine Auflösung- Erlösung nach dem bitteren Ende von "Herr Lehmann". Es gibt so vieles, was sich nun erschließt und so manches, was genial angelegt wurde (z.B. dass in jedem Buch am Ende eine psychische Behandlung steht- und jedes Mal unter ganz anderen Vorausetzungen). Ich hoffe nur, dass Regener noch ganz viel schreiben wird!
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Die Stadt der träumenden Bücher von Walter MoersMei, was soll ich sagen. Ich verneige mich in Ehrfurcht vor diesem Buch. Ich liebe es. Und auch das Hörbuch ist wunderbar. Das einzige, was den Genuß schmälert, ist die Tatsache, dass man beim Hören die genialen Anagramme nicht lösen kann (weil es einfach zu schnell geht), das mochte ich beim Lesen sehr. (Der fiktive Autor Hildegunst von Mythenmetz nennt immer wieder zamonische Autoren, die bei näherer Betrachtung Autoren der Literaturgeschichte verbergen: z.B. Akud Ödreimer (Eduard von Mörike).)
Ich empfehle das Buch jedem, der Bücher liebt und gern ein bisschen was Spaßhaftes, aber auch Packendes und Ergreifendes liest. Für mich gehört es in eine Reihe mit "Der Fall Jane Eyre" (und der ganzen Serie von Jasper FForde)- genial, genial, genial! Nur gilt bei Fforde: Finger weg von den Hörbüchern!
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Große Erwartungen von Charles DickensAuch das ein Werk der Weltliteratur, das einem auf diese Weise leicht nahegebracht wird. Ich hatte nun schon ein englisches Hörbuch, gelesen von Hugh Laurie, und den Film mit Ethan Hawke und Gwyneth Paltrow, aber diese Aufnahme vom Hörverlag ist trotzdem nochmal eine Klasse für sich.
Ja, man sieht, ich habe viel gehört! Als gedrucktes Buch lese ich zur Zeit,
Weißer Oleander von Janet Fitch.Nicht gerade leichte Kost, die Geschichte um Astrid, deren ex- und egozentrische und hochintelligente Mutter im Gefängnis sitzt und die von Pflegefamilie zu Pflegefamilie wandert. Aber sehr interessant und toll zu lesen.
Gestrickt habe ich nur einen Socken:
Aus Junghans Freizeit. Sie ist mir aber viel zu bunt, mittlerweile habe ich mich ein wenig abgesehen an den selbstmusternden Wollen. Aber für den Zug war das das optimale Strickzeug. Ich war nämlich am Wochenende in Berlin. Nach vierzehn Jahren bin ich mit meinen Ex-Kolleginnen hingefahren (in Erinnerung an alte Zeiten) und es war wunderbar. Udo Lindenberg Konzert, Andy Warhol und Joseph Beuys Ausstellung, illuminiertes Berlin, Kadewe, Prosecco, leckere Tapas, Lachen, bis die Nieren schmerzen, gute Gespräche, albernes Gekicher, neue Klamotten, es war ein richtig gutes Weiber-Wochenende.