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22. Türchen: Stricken in Damaskus
Geschrieben von
Wassilissa
,
22 Dezember 2010
·
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Rafik Schami
Die dunkle Seite der Liebe
„Azars Mutter tat, was sie konnte, um den Vater mit ein wenig Geld zu unterstützen. Sie stickte arabische Gewänder und Kleider für einen Textilhändler, strickte Pullover, Wollmützen und Schals.“
Azar ist Farids Freund. Seine Familie ist bitter arm.
Sie leben im Damaskus der sechziger Jahre. Rafik Schami, der große syrische Erzähler, webt in seinem monumentalen Roman „Die dunkle Seite“ der Liebe einen unglaublichen, umfassenden Bilderbogen, der eigentlich alles erzählt, was es über Damaskus und die syrische Geschichte des 20. Jahrhunderts zu erzählen gibt.
Prall und überbordend schildert er in vielen vielen Einzelelementen eine Geschichte, die wohl alles auf einmal sein soll.
Zudem und zu allererst ist es aber auch eine Liebesgeschichte. Farid und Rana, die beiden Hauptfiguren, lieben sich unendlich und ihre Beziehung bildet den Rahmen dieses Romans, an ihnen wird exemplarisch alles verdeutlicht, was Schami erzählen möchte.
Dass Rana nicht wirklich stricken kann, ist zum Beispiel ein Problem, denn Rana, die begabte Künstlerin, wird zur Hausfrau reduziert. Verzweifelt ruft sie aus „Ein Elefant kann besser stricken als ich“. In dem Moment, wo es das einzige ist, was eine Frau tun darf, ist Stricken eben auch keine schöne befreiende Beschäftigung, sondern ein weiteres Element des Gefängnisses.
Rana und Farid werden es schaffen, das sei verraten. Doch die vielen Wunden, die ihnen bis dahin geschlagen werden, erscheinen mir fast zu tief, um von Liebe allein geheilt zu werden.
Dennoch ist das Buch in erster Linie positiv, auch witzig, erzählerisch mitreißend und sehr sehr dick und farbig.