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Nicht tun- geschehen lassen

Geschrieben von Wassilissa , 16 September 2009 · 265 Aufrufe

Nicht tun- geschehen lassen



Dieses Motto hat mir vorgestern meine „Nacken-Yoga-CD“ mitgeteilt. Schwer für mich! Den ganzen Sommer über beschäftige ich mich nun schon mit diesem Thema in vielfältiger Weise- und merke immer noch, wie wenig ich das kann. Abwarten, Dingen ihren Lauf lassen ohne einzugreifen- das fällt mir sehr schwer. Ich bin einfach immer viel zu aktiv.

Und nun bremst mich mein Körper so aus. Der Nacken meldet sich wieder und hindert mich an manchem. Z.B. Stricken: Stricken tut mir gar nicht gut, das merke ich genau. Ich stricke eine halbe Stunde bis Stunde- dann geht meistens nichts mehr. Nun habe ich aber meine Projekte, die ich weiterbringen möchte. Meine Socken, gut, die sind egal. Aber meine Tunika- auf die freue ich mich doch schon so. Gut dass die mit dicken Nadeln gestrickt ist, das geht dann doch schnell. Ich bin jetzt bei eineinviertel Teilen.

Und wie es mit dem Stricken ist, so ist es auch sonst. Immer muss was vorwärts gehen bei mir, ich kann ganz schlecht innehalten und „geschehen lassen“. (V.a. beim Stricken geschieht dann ja auch nichts…)

Gerade sitze ich im Zug auf dem Weg zu meiner neuen Arbeitsstätte. Im Winter arbeite ich ein Semester an der Uni Frankfurt. Da bin ich Dienstag und Mittwoch immer anzutreffen- für eventuelle Strickclubs gern zu haben. An den anderen Tagen kann ich voraussichtlich auch von hier aus arbeiten, muss also nicht anwesend sein.




Hallo Wassilissa, vielen Dank für deine liebe Begrüßung. Also der Baktus ist ein Dreiecktstuch. Warum er so heißt, weiß ich nicht. Du beginnst mit 4 Maschen und strickst Hin- und Rückreihe nur rechts. Dann nimmst du alle 4 Reihen 1 Masche zu. Solange bist du die gewünschte Breite erreicht hast (bei mir sind es ca. 37 cm). Dann fängst du mit den Abnahmen an. Alle 4 Reihen 1 Masche. Ist easy zu stricken und ist nicht ganz so voluminös wie ein langer Schal. Viele liebe Grüße und einen schönen Tag noch Monika
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Au, eben noch denke ich super, Dir geht es besser, dann lese ich das :( Lass es langsam angehen.
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Oh, ja, das kenn ich!
Es ist ein mühsamer Weg, wenn man richtig abschalten will und Dinge einfach geschehen lassen will. Kaum zu glauben, aber die Welt dreht sich weiter; und nicht alles endet in einer Katastrophe.

Als ich den Jakonsweg ging hatte ich vorher gelesen, dass man drei Phasen durchläuft:
Die erste sei für den Körper. Man muss viel laufen und sich mit dem Rucksack einrichten und ist den ganzen Tag draußen und schläft vielleicht schlecht und dann die ganze Logistik: wo schlaf ich, was ess ich, wo kauf ich ein, wie wasche ich... Ich hatte in zB jeden Tag irgendwelche Schmerzen oder Wehwehchen, kaum zu fassen, aber wahr. Sonnenbrand, Fieber, entzündete Mückenstiche, wundgescheuerte Waden, (nein, keine Blasen :-)), verstauchte Knöchel; jeden Tag war irgendwas. Ich musste lernen, dass mein Körper nicht wirklich geschaffen ist, jeden Tag 25 oder mehr km zu gehen und 11kg Gepäck zu tragen.
Die zweite Phase sei für die Seele. Man hat sich inzwischen in das Pilgerdasein eingefunden und sich organisiert und nun kann man die Wanderung genießen. Eigentlich. Aber vielmehr beginnt man, beim Betrachten der Landschaft über sich nachzudenken. Über sein Umfeld, die Beziehungen, die man hat und will und hatte. Und wie es weitergeht und welche Sorgen man hat und warum und überhaupt. Und weil es sehr schwer ist, sich darüber mehr als zwei Wochen lang den Schädel zu zermartern ohne immer wieder das gleiche zu denken, tritt das langsam aber sicher in den Hintergrund. Viel kann man grad eh nicht machen, hier draußen in der Pampa, umgeben von Sonne, Feldern, Staub und schöner Landschaft. Und trotzdem dreht sich die Welt weiter. Also...
Die dritte Phase ist spirituell. Darunter konnte ich mir zu Anfang wirklich überhaupt NIX vorstellen. Was soll denn das sein? Seh ich dann rosa Wolken und bin high? Aber es war ganz anders; es war so... simpel... Ich habe tatsächlich Dinge gesehen, die mir sonst nicht aufgefallen wären; weil ich in Hektik (Phase eins) oder in Gedanken (Phase zwei) einfach daran vorbei gelaufen wäre. Ich habe Dinge geschehen lassen und auf eine andere Art und Weise in mich aufgenommen, manchmal angenommen. Ein Gefühl von tiefer Ruhe und Zufriedenheit begleitete mich. Das war der Moment, indem ich verstand, warum der Weg das Ziel ist.

Das ist nun sieben Jahre her. Viel von dem Gelernten ist verloren gegangen im Alltag. Manches kann ich aber wieder abrufen, in stillen Momenten. Oder wie vor drei Wochen, als ich in der Mittagspause mit dem Rad am Rheinufer entlang fuhr: schönstes Wetter, einfach herrlich! Und da begegnet mir ein Mann mit Rucksack und Jakobsmuschel um den Hals. Ich hielt an und wir unterhielten und einige Minuten. Ja, er wolle nach Santiago; er gehe schon zum zweiten mal... Es klingt komisch, aber wir fühlten uns sehr verbunden und ich könnte diese tiefe Ruhe in seinen Augen sehen und ein Stück davon hat mich durch den Tag begleitet.

Ab morgen hab ich drei Wochen lang Urlaub. Aber ich hab mir nix großes vorgenommen. Der Gedanke, jetzt Koffer packen zu müssen, um irgendwo hin zu fahren, lässt mich hektisch werden. Ich werde morgends in den Stall fahren zu Karlchen und mit ihm spazieren gehen. Ich will viel spinnen und stricken. Ich will ein wenig mehr Reiki machen.

Abschalten muss man lernen. Jeder für sich. Vielleicht ist meditieren ja gar nichts für dich? Abschalten hat doch nichts mit "Nichtstun" zu tun. Aber darüber nachzudenken ist ein guter Schritt und du findest sicherlich den Weg, der für dich der richtige ist.
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